Äthiopien, eine Reise im Zeichen von Abenteuer, Kultur, Land & Leuten

Äthiopien, eine Reise im Zeichen von Abenteuer, Kultur, Land & Leuten

Suzanne Lehmann, 27. Februar 2015

Eine Reise nach Äthiopien ist eine Reise zum Ursprung des Christentums, aber nicht nur das, es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit, zu unglaublichen Kulturschätzen, in ein Land, das durch ursprüngliche Traditionen geprägt ist.

Komfortable Anreise

Wir befinden uns in einer modernen Dreamliner-Maschine der Ethiopian Airlines auf dem Weg nach Addis Abeba. Das komfortable Flugzeug wird bald dem lokalen Standard weichen, der etwas ursprünglicher und einfacher ist. In Addis Abeba angekommen ist fertig mit Luxus, dafür warten unzählige Erlebnisse auf uns. Wir werden von unserem Driver-Guide abgeholt und schon geht’s los!

Marktluft

Wir machen uns auf nach Bati, einem kleinen Dorf zwischen dem äthiopischen Hochland und dem Ostafrikanischen Grabenbruch, wo sich jeden Montag unzählige Händler treffen, um Waren und Vieh auszutauschen.

Sicht vom Hochland auf die tiefer gelegene Regionen des Grabenbruchs

Sicht vom Hochland auf die tiefer gelegenen Regionen des Grabenbruchs

Das Gewusel könnte grösser nicht sein, denn der Markt ist der Knotenpunkt der Region. Hier treffen Amharen, Oromo und Anhänger des halbnomadischen Afar-Stammes zum Handeln ihrer jeweiligen Produkte aufeinander. Eifrig aber friedlich werden Kamele, Tomaten, Kinderspielzeug und Stoffe gehandelt; Preise, die Familie und die Landwirtschaft diskutiert.

Gerne hätten wir einen Esel erstanden, haben auch ein gutes Angebot erhalten, aber da er leider nicht ins Auto passt und die Weiterreise nicht einfacher machen würde, schlagen wir das Angebot aus! Ein nächstes Mal vielleicht, verabschieden wir uns schmunzelnd vom Händler.

Bati Viehmarkt

Bati Viehmarkt

Tigray, der religiöse Norden

Unsere Reise führt uns weiter nach Mekele, der Hauptstadt der Region Tigray, rund 500 km nördlich von Addis Abeba. Hier interessieren uns die Felsenkirchen von Tigray. In Tigray sind rund 95% der Bevölkerung Orthodoxe Christen, was die grosse Bedeutung der Religion hervorhebt. Die unzähligen Kirchen sind von ähnlicher Bauweise wie die bekannten Felsenkirchen in Lalibela.

Die Entstehung der Kirchen kann bis heute nicht genau datiert werden, man geht jedoch davon aus, dass die ältesten aus dem 8. Jahrhundert stammen. Einige der Kirchen kann man heute bequem mit dem Auto erreichen, währendem andere auf ausgesetzten Klippen nur durch Klettern erreicht werden können oder mehrstündige Wanderungen erfordern.

Blick aus einer Tigray Kirche ins Umland

Blick aus einer Tigray Kirche ins Umland

Imposante Felsenkirchen in Lalibela

Beeindruckt von der kulturhistorischen Bedeutung der Tigray Kirchen, ahnen wir noch nicht, welch unvergessliche Begegnungen uns in Lalibela erwarten werden. Unser nächster Stopp ist ein «Must» auf jeder Äthiopien-Reise. Wer kennt es nicht, das Bild der Bete Giyorgis, der bekanntesten und schönsten monolithischen Kirche Lalibelas?

In Lalibela angekommen, sind wir natürlich gespannt auf die 11 Kirchen, die im 12. und 13. Jahrhundert hier in jahrzehntelanger Arbeit unter dem König Lalibela aus dem Fels gehauen wurden. Wir werden nicht enttäuscht, als sich der Nachmittag dem Ende neigt, stehen wir plötzlich auf dem Fels, aus dem die St. George’s Kirche uns im warmen orange-farbenen Licht der untergehenden Sonne anstrahlt.

Bete Giyorgis oder St. George's Kirche

Bete Giyorgis oder St. George’s Kirche

Blick von unten an die St. George’s Kirche

Blick von unten an die St. George’s Kirche

Auch wenn die St. George’s Kirche das ist, was wir uns alle gewünscht hatten zu sehen, sind die anderen 10 Kirchen sowie die Prozessionen, die hier fast täglich stattfinden, nicht weniger interessant zu entdecken und zu beobachten. So lassen wir uns Zeit, besuchen am nächsten Tag die Kirchen nochmals in aller Ruhe und erfahren Details, die uns am Vortag vor Aufregung entgangen waren.

Der Lichteinfall am Eingang lässt die Spuren der Entstehung dieser unglaublichen Bauwerke erkennen.

Der Lichteinfall am Eingang lässt die Spuren der Entstehung dieser unglaublichen Bauwerke erkennen.

Pilger, Priester und Touristen vermischen sich in Lalibela auf ehrfürchtige Weise

Pilger, Priester und Touristen vermischen sich in Lalibela auf ehrfürchtige Weise

Äthiopien – immer für eine Überraschung gut!

Auf dem Rückweg von Lalibela nach Addis Abeba werden wir auf der Strasse plötzlich angehalten. Was ist hier los? Polizeikontrolle? Strassensperre? Nein, im Gegenteil, wer von einem heiligen Ort komme, solle auch gesegnet weiterreisen, erklärt man uns. Deshalb wird das gesamte Auto inkl. Insassen von einem Priester mit Weihwasser bespritzt und gesegnet auf die Weiterfahrt geschickt.

Wohin das kleine Entgelt für die Segnung fliesst, ist uns zwar nicht ganz plausibel… In den Strassenunterhalt vielleicht oder doch ins pompöse Gewand des Priesters? Zwar sind wir nun um ein paar Birr ärmer, dafür um ein äthiopisches Erlebnis reicher!

(Selbsternannter?) Strassenpriester

(Selbsternannter?) Strassenpriester

Auf Wiedersehen!

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen! Wo gilt das mehr als in Äthiopien? Äthiopien ist gleichzeitig arm, aber unendlich reich an Kulturschätzen, abgelegen und unbekannt aber doch lebhaft und quirlig, in der Zeit stehen geblieben aber gegenwärtig und spannend wie kaum ein anderes Land! Für mich steht fest, wir werden wieder kommen, denn es gibt noch unglaublich viel zu entdecken!

Sonnenuntergang über Äthiopien

Sonnenuntergang über Äthiopien