Winterträume in der Western Arctic in Kanada
18. September 2018Am 15.11.17 wurde nach 4-jähriger Bauzeit in der Arktis der «Mackenzie River Highway» von Inuvik nach Tuktoyaktuk eröffnet – im März 2018 durfte ich die Strasse selbst befahren – ein unvergessliches Erlebnis!
Quer durch die Wildnis nach Tuktoyaktuk
Seit dem 15.11.17 ist Tuktoyaktuk am Arctic Ocean zum ersten Mal ganzjährig per Strasse mit Inuvik und damit dem Rest von Kanada verbunden. Bis dahin gab es im Winter nur die meterdicke Eisstrasse über dem Mackenzie River und dem Arktischen Ozean. Wenn das Tauwetter die Strasse im Frühling wegbrach, waren die rund 800 Einwohner von Tuktoyaktuk aufs Flugzeug angewiesen. Der neue Highway wurde unter schwierigsten Bedingungen in völlig unerschlossenem Gebiet erbaut, die Bautrupps arbeiteten bei unter -30 °C, starken Winden und in Wintermonaten mit 24-Stunden Dunkelheit. Die Strasse ist gut befahrbar und landschaftlich unglaublich schön.
Sonnenuntergang in Tuktoyaktuk über dem Meer
Tuktoyaktuk liegt mitten im Land der Pingos
«Pingos» sind keine «Pingus» alias Pinguine, sondern geheimnisvolle Hügel. Es handelt sich um eine der seltsamsten Landschaftsformen, die je entdeckt wurden. Das Wort «Pingo» stammt aus der Sprache der Inuvialuit und bedeutet «kleiner Hügel». Sie entstehen durch einen Prozess des Gefrierens und Tauens. Während ihr Äusseres aus Tundra besteht, haben sie im Inneren einen Kern aus Eis. Wie ein Cola-Dose, die sich im Gefrierschrank langsam nach aussen wölbt, wächst der mit Eis angestaute Pingo stetig an. Und wie bei der Dose, wird die Spitze irgendwann aufplatzen und der ganze Hügel in sich zusammenfallen. Die grössten Pingos werden bis zu 70 Meter hoch und haben den Umfang eines Fussballstadions.
Tuktoyaktuk – Land of the Pingos
Eine der letzten Eisstrassen nach Aklavik
In Inuvik liegt der Anfang der Eisstrasse nach Aklavik. Hier ist der Winter im wahrsten Sinne des Wortes cool, sobald die Seen und Flüsse zugefroren sind, entstehen die sogenannten «Ice Roads» und erweitern das Strassennetz. Zwischen Januar und März wird das Eis über einen Meter dick und hält sogar riesige Lastwagen bis 45 Tonnen aus. Die Strasse nach Aklavik kann mit einem normalen 4×4-Fahrzeug befahren werden, inklusive knackendem Eis. Schon nach kurzer Zeit hat man sich an das neue Fahrerlebnis gewöhnt, kriegt die Kurven in den Griff und kann die einmalige Eislandschaft in vollen Zügen geniessen.
Eisstrasse nach Aklavik
Dempster Highway im Winter
Für mich zählt der Dempster Highway zu den schönsten Panoramastrassen der Welt. Er führt über 730 Kilometer von Dawson City bis Inuvik, durch wunderschöne, äusserst abgelegene Wildnis-Landschaften mit eindrücklichen Bergkulissen. Schon wenig nördlich von Dawson City trifft man auf den spektakulären Tombstone Territorial Park und die Ogilvie Mountains. Auf halber Strecke erreicht man Eagle Plains, eine kleine Ortschaft mit Hotel, Restaurant, Tankstelle, einen Campingplatz und gerade mal neun Einwohnern. Nach dem Polarkreis beginnt das Land der Karibus und Schwarzbären, auch Grizzlys werden oft gesichtet. Sehr lohnenswert ist ein Abstecher, auf einer Eisstrasse, nach Tsiigehtchic für ein herrliches Flusspanorama. Die Fahrt auf dem Dempster Highway ist im Winter ein Traum, denn die Strasse dank dem gefrorenen Schnee und Eis bestens befahrbar.
Traumwetter auf dem Dempster Highway
Mein Fazit zur Reise – wer traumhafte Winterlandschaften in der Wildnis fernab der Zivilisation liebt, Freude hat an Outdoor-Aktivitäten und die trockene Kälte nicht scheut, sollte seine nächste Reise in die Western Arctic heute noch planen.
Kommentare
Sehr geehrte Frau Weber
Zur Western Arctic Reise hätte ich Fragen:
– wie sind die Temperaturen im März?
– wird spezielle Kleidung vorausgesetzt?
– wird die Strecke zwischen Dawson City und Tuktoyaktuk im Konvoi gefahren (Sicherheitsgründe) oder ist das mieten eines
Satellitentelefons erforderlich und wie hoch wären die Kosten?
– gibt es eine Reiseleitung in Kanada?
– ist ein internationaler Führerschein erforderlich oder reicht die deutsche Fahrerlaubnis?
– weitere wichtige Regeln die aus der Beschreibung der Reise nicht ersichtlich sind?
Es würde mich freuen wenn Sie mir meine Fragen ganz kurz beantworten könnten.
Besten Dank vorab.
Mit freundlichen Grüssen
B. Binda
Sehr geehrte Frau Binda
Der Monat März gilt im Yukon schon als Frühling, d.h. es herrschen normalerweise Temperaturen zwischen -20 und -40 Grad Celsius. Je weiter in den Norden man kommt, umso kälter wird es, in Inuvik kann es gerne tagsüber -30 Grad kalt sein. Es ist aber eine trockene Kälte, welche sich mit viel Sonnenschein, wie er im Yukon üblich ist, sehr gut aushalten lässt. Am besten kleidet man sich im Zwiebelprinzip: warme Termo-Unterwäsche, z.B. Odlo-Hosen, darüber Skihosen, dicke Socken, eine Faserpelzjacke und darüber dann eine dicke Winterjacke. Gute Handschuhe, Schal und Mütze gehören auch zur Standardausrüstung. Eigentliche die gleiche Ausrüstung wie für einen kalten Tag beim Skifahren. Die Kunden sind bei unseren Mietwagenrundreisen selber unterwegs, ohne Reiseleitung und ohne Guide, die Strassen sind auch im Winter mit einem 4×4 Fahrzeug gut befahrbar. Der Dempster Highway ist im Winter mit Schnee und Eis bedeckt und damit viel ruhiger und besser befahrbar als im Sommer, wo ab und zu ein Schlagloch vermehrte Aufmerksamkeit beim Fahren abverlangt. Sie müssen sich einfach bewusst sein, dass jede Tagesetappe mehrere Stunden Autofahrt beinhaltet, zwischen Dawson City und Eagle Plains zum Beispiel, gibt es kein einziges Haus oder Dorf, um die Strecke zu unterbrechen. Da die Landschaft absolut einmalig ist, Natur pur vom Feinsten, ist die Autofahrt ein Genuss und mit sehr wenig Verkehr auch komplett Stress frei.
Die Schweizer Führerscheine in Kreditkartenformat reichen aus, da hier der Text auch auf Englisch aufgeführt ist. Ich weiss nicht, wie die Deutschen Führerscheine aussehen, wichtig ist einfach, dass der Text auch hier auf Englisch drauf ist, sonst brauchen Sie den internationalen Führerschein bzw. eine amtlich bewilligte Übersetzung. Als Mietwagenrundreise kann ich die «Yukon and Arctic Winter Experience» sehr empfehlen, ich bin die Strecke selber diesen Winter abgefahren und durfte traumhafte Winterlandschaften geniessen. Sehr viel Spass machen auch die winterlichen Aktivitäten wie Hundeschlittentouren, Eisfischen und Nordlichterbeobachtungen. Sie können diese auch beliebig ergänzen oder eine Aktivität streichen, die Ihnen nicht zusagt, das Programm ist individuell anpassbar.
https://www.travelhouse.ch/kanada/yukon-and-arctic-winter-experience-o1903998-de?return_date=2019-03-31&departure_date=2019-01-01&adults=2&children=&room_count=2-0
Wenn Sie lieber geführt unterwegs sind, kann ich die Kleingruppenreise «Arctic Winter Explorer» empfehlen, welche auf der gleichen Strecke zwischen Whitehorse und Tuktoyaktuk unterwegs ist, einfacher mit einem Fahrer/Guide.
https://www.travelhouse.ch/kanada/arctic-winter-explorer-o1903397-de?return_date=2019-03-31&departure_date=2019-01-01&adults=2&children=&room_count=2-0
Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben und wünsche Ihnen viel Spass bei der Ferienplanung.
Freundliche Grüsse, Saskia Weber