Unbekanntes Laos
28. September 2013Nach der vietnamesischen Geschäftigkeit und dem touristischen Angkor sind wir sehr gespannt auf das Binnenland in Indochina – Laos. Lao PDR heisse neben «Lao People’s Democratic Republic» auch «Lao Please Don’t Rush». So steht es auf jeden Fall in unserem Reiseführer… Was uns wohl erwartet?
Unterwegs in Südlaos
Und wahrlich ist es die Gemütlichkeit, die uns im verschlafenen Provinzstädtchen Pakse im Süden des Landes empfängt. Es scheint, als würden sich nicht viele Touristen bis in diese am Mekong gelegene Stadt verirren.
Wir geniessen eine Nudelsuppe im einfachen Lankham Restaurant an der Hauptstrasse (Road 13) und einen lokalen Kaffee im Bolaven Cafe wenige Schritte nebenan. Er schmeckt uns so gut, dass wir kurzerhand eine Packung Kaffeebohnen kaufen – irgendwo werden wir in unserem Rucksack sicher noch Platz dafür finden.
Auf der Bolaven-Hochebene wird neben Kaffee auch Tee angebaut. Solche Plantagen besuchen wir am nächsten Tag, bevor wir uns auf unser Trekkingabenteuer machen. In der Nacht zuvor hat es geregnet und wir nehmen den Abstieg rutschend und nach allen Wurzeln und Ästen greifend in Angriff. Wie unser Guide im asiatischen Allrounder-Schuh, dem Flip-Flop, wie eine flinke Berggeiss und ohne Probleme den Hang hinunterhüpft ist uns schleierhaft – mit unseren Trekkingschuhen fühlen wir uns fast ein bisschen overdressed. Verschwitzt und dreckig erreichen wir den Fluss und lassen uns von der Gischt des Wasserfalls abkühlen. Beim Aufstieg holt unser Guide Pomelos von den Bäumen. Die grossen Zitrusfrüchte direkt ab Baum schmecken herrlich.
In der Nähe von Paksong stoppen wir bei einem Fussballspiel. Auf einer unebenen Fläche und ohne Spielfeldbegrenzung spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Zwischendurch rennen auch Hunde dem Ball nach, was für Erheiterung sorgt. Wir können uns fast nicht losreissen von diesem Bild laotischen Alltags und geniessen es sehr, hier Gast sein zu dürfen.
Am nächsten Morgen steigen wir früh aus den Federn. Auf dem Weg zum Wat Phou, einer Tempelanlage aus der Angkor-Zeit, merken wir, dass um 5 Uhr bereits das halbe Dorf wach ist und beim Morgensport die Strasse rauf- und runtermarschiert. Vor dem Tempel an erhöhter Lage geniessen wir den Ausblick über die Ebene und beobachten den sich langsam verfärbenden Himmel. Anschliessend wandeln wir in aller Ruhe und ohne Menschenmassen durch die Anlage. Sie hat keinesfalls die Grösse von Angkor Wat oder Angkor Thom, doch dank der Ruhe können wir das Bauwerk so richtig auf uns wirken lassen.
Die entspannteste Hauptstadt der Welt
Diesen Übernamen trägt Vientiane nicht umsonst. Wir wähnen uns in einer grossen Provinzstadt und lassen uns durch die Strassen treiben. Das Nationalsymbol Laos‘ und wichtigstes religiöses Symbol, die goldene Stupa des That Luang, gehört zu den «must sees». Die laotische Version des Triumphbogens, das Patuxai, besuchen wir auf dem Weg – es wird liebevoll auch «Betonmonster»
genannt.
Lokale Traditionen, historische Monumente und tödliches Erbe im Norden
Unser nächstes Ziel ist die Ortschaft Phonsavan in der Provinz Xieng Khouang. Sie liegt auf einem Hochplateau und ist auch bekannt unter dem Namen «Ebene der Tonkrüge». Nach unserer Ankunft begegnen wir erstaunlich vielen herausgeputzten, traditionell gekleideten jungen Frauen und Männern – es ist Hmong New Year. Die Volksgruppe der Hmong stellt die Mehrheit der Bevölkerung in der Provinz. Die Festlichkeiten mit Essenständen und Spielbuden beschliessen die Erntezeit und sind zugleich auch Treffpunkt der Jugendlichen aus den umliegenden Dörfern, die sich hier bei einem traditionellen Ballspiel näherkommen. Der direkte Kontakt mit dieser Tradition fasziniert uns.
Die Steinkrüge, für die die Ebene bekannt ist, besichtigen wir am nächsten Tag. Bis heute ist unerforscht, woher sie kamen, wie alt sie sind und für was sie benutzt wurden. Wir besuchen 3 der 10 Stätten, an denen bis zu 300 Steinkrüge in unterschiedlichen Grössen liegen und stehen.
Im Schatten des Vietnamkriegs wurde die Provinz Xieng Khouang sehr stark bombardiert. Grosse Teile dieser Bomben sind nicht explodiert und stellen noch heute eine starke Bedrohung für die lokale Bevölkerung dar, ähnlich der Landminen. In Phonsavan besuchen wir das Büro der britischen NGO MAG (Mines Advisory Group), die sich für die Beseitigung der Bomben und die Ausbildung der lokalen Bevölkerung einsetzt. Wir sind erschüttert und nachdenklich über die Langzeitfolgen dieses Krieges. Beim anschliessenden Spaziergang heitert uns der Einfallsreichtum der Laoten etwas auf, die die Bombenhüllen als Blumentöpfe und Abfallkübel benutzen.
Malerisches Luang Prabang
Das charmante Städtchen Luang Prabang wird oft als Highlight einer Laos-Reise genannt. Auch uns gefälltt die Stadt mit den vielen Tempeln sehr gut. Die unter UNESCO-Weltkulturerbe stehende Altstadt, die auf einer Landzunge am Mekong und Nam Khan liegt, ist sehr malerisch und ein Bummel durch die Strassen und Tempel zu jeder Tageszeit zu empfehlen.
Frühmorgens besuchen wir, als stille Zuschauer, den Almosengang der Mönche. Die Gläubigen sitzen an der Strasse und verteilen den vorbeiziehenden Mönchen Esswaren oder Geld. Wir lassen die stille Prozession auf uns wirken. Anschliessend spazieren wir über den Morgenmarkt, wo schon rege Geschäftigkeit herrscht. Neben Fisch und Fleisch wird eine Vielzahl an Kräutern, Gemüse und Früchten zum Verkauf angeboten.
Tagsüber besuchen wir verschiedene Tempel. Neben dem bekanntesten Tempel Wat Xieng Thong, empfehle ich auf jeden Fall auch abseits der Hauptstrasse gelegene, kleinere Tempel zu besuchen. Vielleicht ergibt sich sogar die Gelegenheit, mit Mönchen ins Gespräch zu kommen. Diese praktizieren ihr Englisch gerne im Gespräch mit Touristen.
Abends geniessen wir den Sonnenuntergang vom Phousi-Hügel. Wir sind nicht alleine, doch ist der Ausblick auf die Stadt und die untergehende Sonne bezaubernd. Anschliessend gehört ein Bummel durch den Nachtmarkt, wo lokales Kunsthandwerk und einfallsreiche Souvenirs verkauft werden, zum Programm – es lohnt sich.
Auf dem Mekong
Die folgenden 2 Tage verbringen wir auf dem Mekong, der «Mutter aller Wasser». Mit einem slow boat reisen wir durch wunderschöne Karstlandschaften, entlang von Feldern, Dörfern und Wäldern. Immer wieder sehen wir Frauen, die Wäsche waschen, Männer, die fischen oder die Felder bestellen und Kinder, die baden oder den Erwachsenen zu Hilfe gehen. Am Ende des zweiten Tages erreichen wir Hueisay an der thailändischen Grenze. Hier endet unsere Reise durch Laos und wir hoffen, bald wieder in dieses noch immer wenig bekannte und faszinierende Land zurückzukehren.