Marin County – das Juwel am anderen Ende der Golden Gate Brücke
28. April 2015Geniessen Sie die Aussicht auf die Stadt San Francisco vom Mt. Tamalpais, den die Einheimischen liebevoll «Mt. Tam» nennen. Nur wenige Kilometer von der Golden Gate Bridge (GGB) entfernt und mit einer Höhe von fast 800 Meter ist er das topographische und ästhetische Merkmal von Marin (betont Mar-..und …(S)inn) County. Erfahren Sie Wissenswertes und Insidertipps über das vielfältige County.
Entwicklung des beliebten Ausflugziels
Schon lange bevor die GGB erbaut worden ist, war der Mt. Tam ein beliebtes Ausflugsziel der Bewohner von San Francisco. Während noch wenige Leute in Marin Country wohnten, strömten jedes Wochenende erholungsuchende Städter über die Bay mit dem Schiff nach Sausalito, von wo sie mit Eisenbahn nach Mill Valley an den Fuss des Mt. Tam befördert wurden. Da dies eine so beliebte Region zum wandern war, wurde im Jahr 1896 eine Eisenbahn bis hinauf zum East Peak des Mt. Tam inklusiv zwei Berghotels erbaut. In den 20-er Jahren des 20. Jahrhundert war wandern am Mt. Tam so beliebt, dass mehrere Wanderklubs mit eigenen Berghütten gegründet wurden die inzwischen auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken können.
So entstanden in der Zeit auch zwei noch heute innig geliebte Anlässe, die auf eine mehr als 100-jährige Tradition zurückblicken können und zugleich Zeugen der Vielfältigkeit der Region sind: Einer der ältesten «Volksmärsche» der USA, das Dipsea Race findet seit 1905 jährlich zwischen Mill Valley und dem idyllischen Küstenort Stinson Beach statt, während ebenfalls jeden Frühling seit 1913 an Wochenenden auf dem Mt. Tam ein Open Air «Mountain Play» von hoher Qualität aufgeführt wird. Im Jahr 2015 wird das Musical Peter Pan jeden Sonntag vom 24.5 – 21.6 im Freilufttheater mit Blick auf San Francisco aufgeführt. Eine Grosszahl der Besucher nimmt einen Bus hinauf und wandert dann zurück nach Mill Valley nach der Vorführung.
Der Anfang des 20. Jahrhundert war auch die Zeit, in der sich viele ausgewanderte Schweizer in Kalifornien niedergelassen hatten und auch in Marin County findet man viele Zeugnisse dieser Schweizer Immigrationswelle. Vor 25 Jahren Jahren existierten in der Region des kleinen Ortes Mill Valley noch 3 (!) unabhängige Swiss Clubs. Das Klubhaus des Club Tell auf halben Weg hinauf zum Mt. Tam und im Ort noch heute wegen vieler, überschwänglicher Fonduabende berüchtigt und in vieler Leute Erinnerung, wurde leider inzwischen verkauft, renoviert und steht im Moment für rund $5 Mio. zum Verkauf! Und das ist die andere Story von Mill Valley und Marin County. Nachdem die GGB 1937 eröffnet wurde begann sich in Marin County vieles sehr schnell zu ändern indem der Austausch zwischen Stadt und Land nicht mehr aufs Wochenende beschränkt war. Viele der wohlhabenden Familien aus der Stadt begannen sich auf die andere Seite der GGB zurückzuziehen um ihre Familien aufzuziehen. Es entstanden inmitten der riesigen Mammutbäume (Coastal Redwoods) Luxushäuser direkt neben alten Waldhütten und Hippie Komunen.
Marin County heutzutage
Tolle Shopping Center konkurrenzieren sich heute mit alteingesessenen Spezialitätenläden, die noch heute fast ausschliesslich das Dorfbild von Orten wie Mill Valley, Larkspur, San Anselmo, Fairfax, Ross usw. prägen und ebenfalls zu sehr attraktiven Wochenenddestinationen geworden sind. Was Marin County aber attraktiver macht als all der Reichtum, die Grundstückwerte und das Shopping, ist die Nähe zu einer der beliebtesten und bedeutendsten Grossstädte der Welt während man einen sehr ausgeglichenen, auf Erholung und Lebensqualität ausgerichteten, aktiven Lebensstil geniessen kann. Und wie San Francisco selber auch, ist Marin eine riesen Ansammlung verschiedenster Interessen und sozialer Schichten: in den 60er Jahren war Mill Valley und Mt. Tam eines der Zentren von Hippies und Künstlern und noch heute ist es der Stolz vieler Einheimischer von Marin County, dass man meist kaum unterscheiden kann ob einer ein Milliardär oder ein Künstler, eine Hausfrau oder berühmte Politikerin, ein Mountain Biker, Surfer oder Philosophieprofessor von Berkley ist. Ein richtiger «melting pot» von Leuten die eines gemeinsam haben: Liebe und Wertschätzung der Natur, die der Mt. Tam und die Marin Headlands ausgiebig bieten, für jeden der es sucht und finden will…
Mill Valley ist das Mekka für Grateful Dead Fans wo die verbleibenden Mitglieder von The Dead oft in kleineren Lokalen zusammen üben und im Haus von Bob Weir noch heute Musik aufnehmen, genau wie auch Sammy Hagar, Carlos Santana und viel andere die hier wohnen. Das unten stehende Bild zeigt eine Türe die noch von Jerry Garcia selber gemalt worden ist, und Eingang zu den ehemaligen Aufnahmestudios war. Heute befinden sich am selben Ort das Büro und der Flugplatz unseres San Francisco Seaplane Anbieters.
Natürlich ist Mt. Tam nicht das Einzige was Marin County auszeichnet aber für Kurzbesucher ist die Gegend um Mt. Tam und die unwahrscheinlich pittoreske Gegend direkt anschliessend zur GGB, die Marine Headlands, der ideale Ort um eine ganz andere, enorm typische Facette von San Francisco in Tagesausflügen oder sogar zu Fuss kennenzulernen.
Muir Woods National Monument
Der berühmteste Ort von Marin County ist selbstverständlich das Muir Woods National Monument, einer der meist besuchten Parks im amerikanischen National Park System. Leider oft, vor allem an Wochenenden, vollkommen von Verkehr blockiert, ist es ein Insidertipp, die Muir Woods nicht durch den offiziellen Eingang zu betreten, sondern von einem der besten Wanderwegausgangspunkte beim Mountain Home Inn aus. Dies ist ein Restaurant wo man übernachten oder einfach am Schluss seiner Wanderung, sei es hinunter in die Muir Woods oder hinauf Richtung Mt. Tam, einen Imbiss geniessen kann. Wenn man nicht bis hinauf zum «Gipfel» marschieren will, dann lohnt sich ein Ausflug zum West Point Inn. Wunderbare Aussichten sind auch von dort aus zu geniessen und zudem hat es Schlafgelegenheiten für jene, die gerne das einzigartige Ambiente des Mt. Tam by night erleben möchten. Vor allem bei Vollmond pilgern viele Leute rauf zum West Point Inn. Ein weiterer, sehr spezieller Ort ist der «Touristclub», unmittelbar am Rande der «Muir Woods». Es ist eine der wenigen Naturfreundehütten der USA und war seit 1912 bis vor nicht allzu langer Zeit der lokale German Club und wo es noch heute deutsches Bier und Landjäger zu geniessen gibt.
Dipsea Trail
Zurück zum über 100 Jahre alten Dipsea Rennen: Eine der beliebtesten Wanderungen der ganzen San Francisco Bay Area ist ein Halbtagesausflug entlang dem Dipsea Trail von Mill Valley nach Stinson Beach. Die erste Herausforderung sind die 692 Dipsea Steps hinauf auf zum Panoramic Highway. Von dort geht es sofort wieder hinunter in die Muir Woods. Dann über lange, relativ leicht aber konstant ansteigende zwei weitere Meilen (3 km) hinauf zum höchsten Punkt des Dipsea Trail, dem Cardiac Hill. Der Weg hinunter nach Stinson Beach bietet atemberaubenden Aussichten aufs Meer, verträumte Farnwälder, gigantischen Bäume und rauschenden Wasserfälle entlang der Steep Ravine. Das Ziel und die Belohnung nach nicht ganz 12 km ist ein wunderschöner Sandstrand wo man spielend noch einmal drei bis vier Kilometer weiter wandern oder sich in einem der gemütlichen Restaurants erfrischen kann. Und zur grossen Überraschung: der West Marine Stage Coach Bus (Route 61) bringt einem für $2.- wieder zurück zu den Dipsea Steps. Der Fahrplan ist saisonal limitiert und auf die wichtigsten Tageszeiten und Wochentage ausgerichtet.
Viele der fast 150 km Wanderwege sind moderat und gut unterhalten, wodurch sie für fast alle Besucher zumutbar sind. Trotzdem, der Höhenunterschied von null bis fast 800 m ü. M.bringt auf so kleiner Distanz auch sehr harte, anforderungsreiche Wanderungen zutage. Im Frühjahr von Ende März bis Anfang Juni ist die Blumenpracht fast unbeschreiblich und die Hügel und Berge sind in sattestem Grün. Im Sommer sieht man die Stadt in der Ferne oft nur teilweise versteckt durch bizarre Nebelschleier und Nebelbänke, während im Herbst dann die typisch braunen/goldenen Hügel die Kalifornien auszeichnen, zu bestaunen sind. Klapperschlangen und einige nicht giftige Schlangen trifft man hin und wieder, hingegen nach einem Puma, den es hier auch gibt, halte ich nach all diesen Jahren noch immer vergebens Ausschau!
Weitere Tipps
Falls man am Mt. Tam alles gesehen hat, dann empfehle ich einen Besuch im Point Reyes National Seashore, mit Wasserfällen bis ins Meer (Alamere Falls, Bild unten), fantastischen Wanderwegen und angrenzenden Muschelfarmen sowie dem bestem organischen Käse von ganz Amerika (Cowgirl Creamery / «Mt Tam») in Point Reyes Station – all dies nicht einmal 90 Minuten von San Francisco entfernt, in «West Marin»!
Für spezielle Wandertipps in Marin County dürfen Sie sich gerne via E-Mail an mich wenden.