Heliskiing Türkei
13. September 2019Die Türkei steht in der Regel für Sonne, Strand und Meer, doch die Halbinsel bietet auch viele Möglichkeiten für Wintersportler, die etwas Besonderes suchen. Das 3400 Meter hohe Gebirge, ist mit unzähligen Gipfeln übersäht und strotzt nur so von unberührten Hängen.
Die Anreise
Auf zu einem neuen Abenteuer mit Turkey Heliski. Frühmorgens fliegt man mit der Turkish Airlines via Istanbul nach Trabzon (Zeitunterschied 2h). Das Gepäck kann direkt nach Trabzon durchgecheckt werden. Der Transfer vom Flughafen ins Gebirge erfolgt durch Turkey Heliski mit einem Minibus.
Nach 130 Minuten ist das rund 1300 Meter hohe Ayder-Gebiet erreicht. Vom Winter ist dort nichts zu sehen. Sehr herzlich wird man jedoch vom gesamten Personal im Hotel in Empfang genommen. Das Ayder Haşimoğlu Hotel ist ein Mittelklasse-Hotel, irgendwie «back to the beginning of heliskiing»: einfach, rustikal, sehr freundliches und hilfsbereites Personal und natürlich top europäische Guides (Franzosen, Italiener und Schweizer), welche das «Family-Feeling» vervollständigen.
Mein erster Turkey Heliskiing Tag
Der Tag startet mit dem Guide-Meeting um 07.00 Uhr morgens, alle Guides und die beiden Piloten nehmen daran teil. Hier wird die Wettervorhersage analysiert, die Schneeverhältnisse des Vortags gewichtet und entsprechend das Tagesprogramm (welches Gebiet angefolgen wird) besprochen. Nur, wenn Einstimmigkeit vorhanden ist, wird auch eine Abfahrt gefahren. Thierry Gasser, der Gründer von Turkey Heliski hat das Powderprogramm «erfunden». Um 08.30 Uhr fliegt die erste Gruppe ins Gelände und im 10 Minuten-Rhythmus folgen die drei anderen Gruppen (jeweils vier Personen). Nach einem fünfminütigen Flug heisst es: let’s go Heliskiing. Die erste Abfahrt nennt sich «Easy Women» und eignet sich für den Einstieg. Mittags folgt ein Lunch, welcher von jedem Teilnehmer selbst zubereitet und verpackt wird, auf 2400 Meter Höhe bei herrlichem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Das Heliskiing-Gebiet ist 1700 km2 gross und die «drop-off-zone» kann bis 3700 Meter hoch sein. Immer wieder sieht und durchfährt man kleine, verlassene Dörfer, die von den Schneemengen fast erdrückt werden (im Sommer weiden dort Ziegen und Schafe). Faszinierend sind die Häuser, die zum Teil total eingeschneit sind. Mit etwas Schwung kann man über die Dächer fahren bzw. springen. In der Regel sind die Abfahrten zwischen 700 bis 1200 Meter lang. Es wird schnell klar, dass es hier «andere Dimensionen» des Heliskiings sind.
Eine weitere bekannte Abfahrt ist das «Daltons», eine Rinne mit 40° Grad Neigung; «steil, aber unvergesslich». Überhaupt gibt es unzählige Optionen und im Gegensatz zu Kanada, scheint hier jeder Gipfel einen Landeplatz zu haben. Die Definition «free ride» trifft in der Türkei voll und ganz zu. Man muss seine Spuren nicht eng zusammen halten, sondern darf auch mal 20-40 Meter rechts oder links shredden. Die 2. 3. oder 4. Gruppe nimmt nicht zwingend den gleichen Landeplatz auf dem Gipfel in Angriff, sondern landet mal 40 oder 80 Meter weiter entfernt und sucht eine neue Abfahrt. Die Atmosphäre ist einzigartig: immer wieder begegnet man den verlassenen Dörfern, fährt durch diese durch oder entdeckt in weiter Ferne von der Abfahrt «Black Sea» das Schwarze Meer, und mit etwas Glück, den Elbrus!
Ein weiterer Höhepunkt ist sicherlich die Fahrt in das Dörfchen Meşeköy im Ikizdere Tal. Dieses hat durch den Film von Jeremy Jones und die DRS Doku von Ueli Kestenholz schweizweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Snowboarding: Wer hat’s erfunden? Jack Burton oder doch die Türken? Nach 14 Abfahrten und knapp 10 000 Höhenmeter geht ein toller Heliski-Tag zu Ende. Gegen 16.00 Uhr kehrt man zurück ins Hotel ein, wo ein «Heli-Après-Snack» aufgetischt auf die Gruppe wartet. Ach ja, und es gibt 46 Grad heisse, natürliche Quellen, in denen es sich hervorragend entspannen lässt.
… und so wiederholen sich dann die nächsten 6 Tage
Meine Empfehlung
Turkey Heliski ist eine Kombination zwischen Südamerika, Alaska, der Schweiz und Kanada: von jedem das Beste (Treeskiing ausgenommen). Ein Spielplatz der Extraklasse, wo jedermann auf seine Kosten kommt. Die Schneeverhältnisse sind ebenfalls adäquat zu den genannten Destinationen. Das Beste: man kann fast auf jedem Gipfel abgesetzt werden und die Couloirs sind wirklich Alaska-like! Und keine lange An- und Rückreise und kein Jetleg!