Hawke’s Bay – ein Hauch Kalifornien in Neuseeland

Hawke’s Bay – ein Hauch Kalifornien in Neuseeland

Karin Marty, 19. Juni 2012

Schon im Anflug auf Napier wird die Hawke’s Bay-Region ihrem Ruf gerecht. Die ganze Nordinsel scheint von einem einzigen Wolkenteppich überzogen, nur die Vulkane Taranaki, Ruapehu und Ngauruhoe strecken ihre unverwechselbaren Gipfel aus den Wolken. Dann drehen wir leicht nach Osten ab… und siehe da, die Wolken sind plötzlich weg über Hawke’s Bay!

Karin Marty in Neuseeland

Karin Marty in Neuseeland

Am Sonntagmorgen finde ich mich in Napiers «Art Deco Shop» ein, um herauszufinden, was es mit der Geschichte dieser Stadt und ihrem Ruf als Art déco-Stadt Neuseelands auf sich hat.

Napier in Schutt und Asche

Wer die Begriffe «Neuseeland» und «Erdbeben» hört, denkt an das Erdbeben von Christchurch vom 22. Februar 2011. Es ist aber das Hawke’s Bay-Erdbeben vom 3. Februar 1931, welches noch immer als das schlimmste Erdbeben in der Geschichte des Landes gilt. Dieses kostete 261 Menschen das Leben und legte zusammen mit den nachfolgenden Feuern die Kleinstadt Napier in Schutt und Asche. Gleichzeitig hob sich aber auch das Land um bis zu 2.1 Meter an. Dies bewirkte, dass bisher brachliegendes Schwemmland rund um die Stadt plötzlich bebaubar wurde.

Napier von oben

Napier von oben

Wiederaufbau im Art déco Stil

Innert der nächsten zwei Jahre wurde Napier zum grössten Teil wiederaufgebaut, und zwar mehrheitlich im Stil des Art déco. Dies hatte nicht nur mit dem Trend zu tun, sondern auch damit, dass diese Häuser, die grundsätzlich nichts anderes als viereckige Betonklötze sind, relativ günstig und erdbebensicher waren. Dank der unermüdlichen Arbeit des Art Deco Trusts werden diese Gebäude heute gepflegt, geschätzt, und jeden Februar das Art Deco Festival gefeiert. Die Guides sind daran zu erkennen, dass sie immer perfekt im Stil der 30er Jahre gekleidet sind.

Ein Rundgang mit einem Kenner

Zuerst geht es auf einen kleinen Spaziergang mit meinem Guide, David, der mir in der Emerson Street, einer der Hauptstrassen, die wichtigsten Gebäude zeigt. Sein Wissen über deren Geschichte und Architekten ist beeindruckend. Sogar ein Blick in das eigentlich geschlossene Municipial Theater ist möglich. Die vielfältigen Designelemente, Dekorationen und Farben, die es zu sehen gibt, sind beeindruckend! Manche hätte ich einfach übersehen, ohne meinen kundigen Guide.

Marine Parade und Konzertmuschel

Marine Parade und Konzertmuschel

Am Ende der Emerson Street gelangen wir an die Marine Parade. Hier erinnert alles an Ferienorte in mediterranen Gefilden – eine lange Promenade entlang des Meeres, eine Konzertmuschel und ein Platz für allerlei Veranstaltungen. Gesäumt wird die Marine Parade von stolzen Norfolk Island Pines, die seit Jahrzehnten Nachts mit weissen, blauen und roten Lichtern beleuchtet werden und dann wie riesige Weihnachtsbäume aussehen.

Masonic Hotel in Napier

Masonic Hotel in Napier

Wer ist Joe?

Vor dem Masonic Hotel, das wegen seinem  Spanish Mission-Stil genausogut nach Südkalifornien passen würde, wartet «Joe». Ein Packard von 1939 und wohl das bequemste Auto, in dem ich je herumchauffiert wurde.

Mit Joe unterwegs in Napier

Mit Joe unterwegs in Napier

Auch wenn er nicht mehr der Jüngste ist, die steilen Strassen zum Bluff Hill erklimmt er mit Leichtigkeit. Von hier oben bietet sich ein toller Blick über die Stadt und den Hafen. Danach geht es weiter in den Vorort Ahuriri. Alte Lagerhäuser werden hier zu Restaurants, Geschäften und Wohnhäusern umgebaut, und Ahuriri wird langsam zum Wunsch-Wohnort vieler Einheimischer. Dank dem Hafen bleibt aber ein Hauch Industrie erhalten. Hier steht eines der architektonischen Juwele der Stadt: das Gebäude der National Tobacco Company. Nach eingängigem Bestaunen fahren wir weiter in den Vorort Marewa. Hier wurden in den 1930er-40er Jahren moderne neue Einfamilienhäuser gebaut. Viele von ihnen stehen noch immer, und werden offensichtlich liebevoll gepflegt. Schlussendlich geht es auf einer von hohen Palmen gesäumten Strasse, die mich einmal mehr an Kalifornien erinnert, zurück ins Stadtzentrum.

Kalifornien oder Neuseeland?

Hastings

An einem Sonntag ist danach der Besuch des Marktes in Hastings ein Muss! Die Kleinstadt liegt etwa 20 Autominuten südlich von Napier – getreu der Faustregel, dass in der Region grundsätzlich nichts weiter als 20 Minuten enfernt ist. Hier gibt es alles frisch zu kaufen: Gemüse, Früchte, Wein, Honig, allerlei leckere Erzeugnisse wie Konfitüren, Chutneys, Saucen, Brot, Kuchen… und das Beste daran? Man darf fast alles erst einmal probieren! Schon auf der Fahrt nach Hastings waren die Weingüter und Obstplantagen nicht zu übersehen. Die Region erfreut sich eines gemässigten, sehr sonnigen Klimas, das fast alle Sorten von Wein, Gemüsen und Früchten gedeihen lässt. Die Plantagen verbergen sich zur Strasse hin oft hinter hohen Hecken, so dass man manchmal durch schier endlos scheinende grüne Alleen fährt. Wo nichts angepflanzt wird, weiden Schafe und Rinder.

Hastings Farmers Market

Hastings Farmers Market

Reben so weit das Auge reicht

Wir besuchen natürlich einige Weingüter. Dazu besorgt man sich am besten die aktuelle Karte vom «Hawke’s Bay Wine Trail». Wer es gemütlich mag, mietet ein Fahrrad. Das Terrain ist grösstenteils flach, und das Fahrradwegenetz ist sehr gut ausgebaut. Die meisten Namen der Weingüter habe ich zuvor noch nie gehört. Sie sind meist nicht so gross, dass sie nach Europa exportieren. Die Region zeichnet sich durch eine breite Vielfalt von Weinsorten aus, die mich immer wieder erstaunt. Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Gris, Gewürztraminer… aber auch weniger bekannte wie Marzemino. Das älteste Weingut, «Mission Estate», wurde von französischen Mönchen im 19. Jahrhundert gegründet. Von der Restaurant-Terrasse aus bietet sich ein traumhafter Blick auf die Landschaft, und schier endlos viele Reben. Dazwischen grasen friedlich Schafe. Dies ist hier üblich – wie ein Weinbauer eines Tages feststellte, fressen die Schafe die Blätter der Reben, jedoch nicht die Trauben. Diese bekommen dadurch aber mehr Sonne.

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Ein schöner Abschluss

Eine kurze Fahrt weiter besuchen wir «Church Road», wo wir durch Produktionsgebäude, Weinkeller und das kleine Weinmuseum geführt werden. Am nächsten Tag geniessen wir ein Mittagessen auf dem Gut «Black Barn». Diese Restaurants bieten alle eine exzellente Küche – eine Reservation ist auf jeden Fall zu empfehlen. «Elephant Hill» ist eines der neuesten Weingüter, welches mit moderner Architektur aufwartet. Kaum zu glauben, aber derselbe Architekt entwarf auch die zum Gut «Craggy Range» gehörenden Gebäude, wo man sich vor allem im Restaurant in ein französisches Château versetzt fühlt! Zu unserer Überraschung dürfen wir das Dessert in einem der dafür eingerichteten Weinkeller geniessen. Und was für ein Dessert dies ist! Allerlei Zitronenaromen in Lemoncurd, Parfait und Meringue werden von einem grossartigen Dessertwein begleitet. Wir sind uns alle einig – ein besseres Dessert hatten wir noch nie, aber beschreiben kann man das nicht, das muss man selbst probiert haben!

Weitere Weblinks zum Thema:

Reiseberichte zu Neuseeland auf www.101places.de

Neuseeland Fotos auf www.pinterest.com

Informationen zu Neuseeland auf wikipedia.org

Karin Marty
Karin MartyProduct Manager Australien / Neuseeland / Südsee

Tel. +41 58 569 90 40
Email: direct@travelhouse.ch

    Kommentare

  1. autovermietung luzern
    20. Juni 2012

    Ja, das wunderbarer Ort für Urlaub mit Familie oder Freunden ist, gibt es viele Dinge zu tun und viel Platz für Besuch Ich liebe diesen Ort