Kulturelle Highlights in Karnataka
12. Juli 2017Der Bundesstaat Karnataka im südlichen Indien hat einige ungeahnte kulturelle Schätze zu bieten.
Einige davon werde ich in meinem heutigen Beitrag, dem zweiten Teil meines Blogs «von Bengaluru bis Goa», etwas näher vorstellen.
Tibetische Gemeinde von Bylakuppe
Im Distrikt von Mysore gelegen, befinden sich die beiden Siedlungen von Bylakuppe, welche nach Dharamsala die grösste tibetische Minderheit in Indien bilden. Als ab dem Jahr 1959 tausende Tibeter nach Indien fliehen mussten, wurde ihnen hier Land zur Verfügung gestellt, um sich niederzulassen. Wir besuchen hier den «Goldenen Tempel», welcher schon von aussen wunderschön anzuschauen ist. Es ist ein Ort der Ruhe, in einer gepflegten Gartenanlage gelegen. Eine Gruppe Mönche in orange-dunkelroten Gewändern spaziert an uns vorbei. Im Innern des Tempels bestaunen wir die drei grossen, goldenen Buddha-Figuren und die farbenfrohen Wandmalereien. Der Altar ist geschmückt mit Kerzen, Blumen und Räucherstäbchen. Es lohnt sich, hier etwas zu Verweilen.
Hoysala-Tempel von Belur und Halebid
Die Hoysala-Dynastie regierte die Region zwischen zirka 1040 und 1345 und hinterliess grossartige Tempelbauten.
Halebid war einstmals die Hauptstadt des mächtigen Reiches der Hoysala. Wir betreten das Areal des Hoysaleshvara-Tempels, wie üblich bei der Hoysala-Architektur, steht die gesamte Anlage auf einer Terrasse. Die Schuhe werden am Eingang abgegeben und ich bin froh, Socken eingepackt zu haben, denn der Boden ist sehr heiss. Der Tempel ist mit über 280 fein gearbeiteten Figuren geschmückt. Jede davon erzählt eine eigene Geschichte und viele kleine Details erblickt man erst bei genauerem Hinsehen.
Wir machen uns auf den Weg ins rund 23 km entfernte Belur, das mit dem Chennakeshava-Tempel nicht minder eindrücklich ist als Halebid. Im Aussenbereich ebenfalls formvollendet gearbeitet und verziert, bietet auch der Innenbereich mit seinen über vierzig gedrechselten Säulen einen beeindruckenden Anblick. Zahlreiche Gottheiten des Hinduismus sind auf dem Zentralpfeiler zu entdecken.
Hampi – Auf den Spuren des Vijayanagar-Königreichs
Heute besichtigen wir die Tempelanlagen von Hampi, welche seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Hampi war von etwa 1343 bis 1565 die Hauptstadt des Königreichs Vijayanagar, das fast ganz Südindien kontrollierte. In ihrer Blütezeit sollen Schätzungen zufolge rund eine halbe Million Menschen in der Stadt gelebt haben. Trotz mehrmaliger Angriffe der Sultanate des Nordens sind glücklicherweise einige der Tempel und Paläste gut erhalten geblieben. Hampi ist heutzutage eine beliebte Hintergrundkulisse in Bollywood-Filmen.
Wir steigen leicht empor, von einer Felsplatte aus bietet sich ein wunderbarer Ausblick über das riesige Gelände. Die Landschaft mutet mystisch an, eine friedliche Stille liegt über dem Ort. Der Tag verspricht sonnig und heiss zu werden, wir sind froh, dass eine erfrischende Brise über die Landschaft weht. Die ganze Anlage erstreckt sich auf einem Gelände von rund 26 Quadratkilometern. Es empfiehlt sich, genügend Zeit für einen Besuch einzuplanen. Zwischen den Palästen aus vergangener Zeit stösst man immer wieder auf grosse Granitfelsen und grüne Oasen, die der Landschaft einen ganz eigenen Charme verleihen. Unvermittelt wird der dem Gott Shiva geweihte, imposante Virupaksha-Tempel sichtbar. Ich hatte mich sehr gefreut, dieses Bauwerk aus nächster Nähe bewundern zu können.
Nachdem wir uns als Erfrischung und Durstlöscher das Wasser aus einer frisch geöffneten Kokosnuss gegönnt haben, erkunden wir unter anderem das grosszügige Bad der Königin, die ehemaligen Stallungen für die Elefanten und den prunkvollen, mehrstöckigen Holzpavillon, von dem der König den Musik- und Tanzvorführungen beigewohnt hat. Der schönste Bau des Wohnbereichs der Frauen ist meiner Meinung nach der «Lotus Mahal», ein luftdurchfluteter Pavillon mit wunderschönen Verzierungen.
Indien ist das Land der Mythen und Sagen. Eine davon erfahren wir, als wir zwei grosse Granitfelsen erblicken, welche wie in ewiger Umarmung am Wegesrand stehen. Der Legende nach sollen sie den Ort verspottet haben; als Strafe müssen sie nun für alle Zeiten in dieser Position ausharren. Wir schlendern dem Tungabhadra Fluss entlang, ein beliebter Ort für ein erfrischendes Bad. Einige Frauen waschen Kleider, die sie am Flussufer trocknen. Sie sind schon von Weitem als Farbtupfer erkennbar. Zum Abschluss unserer Entdeckungstour sitzen wir im gemütlichen Restaurant «Mango Tree» bei einem kühlen Getränk und lassen die gewonnenen Eindrücke Revue passieren.
Im dritten Teil meines Reiseberichts werde ich über die Naturschönheiten Karnatakas erzählen, wenn wir uns auf Safari im Nagarhole-Nationalpark begeben. Haben Sie den ersten Teil verpasst? Hier gehts zum ersten Blogbeitrag der Karnataka-Reihe.