Halbinsel Osa und der Corcovado Nationalpark

Halbinsel Osa und der Corcovado Nationalpark

Marion Gretener, 15. September 2017

Der Corcovado Nationalpark wurde von National Geographic als Juwel für Natur- und Tierliebhaber bezeichnet. Zu Recht, finden wir.

Nach elf Tagen Costa Rica mit den Highlights La Fortuna mit den heissen Quellen, dem Vulkan Arenal, die Nationalparks Tortuguero, Los Quetzales und Manuel Antonio führt uns meine Reise in Richtung Süden – auf die Halbinsel Osa und in den Corcovado Nationalpark.

Ab in den Corcovado Nationalpark

Gegen 10.30 Uhr treffen wir bei der «La Hacienda» ein, dem Bootsanlegeplatz der Lodge. Alle unsere Koffer und Rucksäcke werden wasserdicht verpackt für die zweistündige Bootsfahrt. Wir können bereits drei riesige Krokodile am anderen Flussufer erspähen.

Es geht los, unser Boot heisst «El Tapir», es wird der einzige Tapir bleiben, den wir auf der Reise sehen. Unterwegs beobachten wir diverse Raubvögel, weisse Ibisse und ein Gruppe Totenkopfäffchen, die gerade beim Mittagessen sind. Sehr quirlige Tierchen, nur wenige Fotos werden wirklich scharf. Die Fahrt auf dem Fluss vorbei an Mangroven ist gemächlich und sehenswert. Es folgt die etwas holprige Flussmündung ins offene Meer zwischen Felsen hindurch. Vorbei an der Drake Bay sind wir nach einer Stunde Fahrt auf dem Meer endlich am Ziel. Am grobkörnigen Kies-Strand heisst es Schuhe ausziehen, Hosen hochkrempeln, aus dem Boot krabbeln und barfuss den Strand hoch gehen. Die Lodge heisst «Casa Corcovado» und liegt auf der Halbinsel Osa in der Nähe des Corcovado Nationalparks.

Totenkopfäffchen

Totenkopfäffchen

Der Corcovado Nationalpark wurde einmal von National Geographic als einer der biologisch intensivsten Orte der Erde bezeichnet. Der Regenwald gilt auch als einer der ursprünglichsten der ganzen Welt, hier findet man den echten Primär-Regenwald. Der Park beheimatet 500 verschiedene Baumarten, alle 4 in Costa Rica bekannten Affenarte, 40 Süsswasserfischarten, 140 Säugetier- und 367 Vogelarten, weit über 150 Orchideenarten, 177 Reptilien- und Amphibien sowie mehr als 6‘000 Insektenarten. Wir sind gespannt, was wir die nächsten Tage entdecken.

Auf den Spuren des Pumas

Die heutige Wanderung führt uns durch unterschiedliche Vegetationen: Halb geflutete Matsch-Wege, die mit Bambus und Bananenstauden gesäumt sind, dichter Regenwald, Strandabschnitte im Sand, Flussüberquerungen und ein Waldboden, der übersät ist mit Blättern. Auf den ersten Metern sehen wir bereits Schmetterlinge, Krabben die auf Bananenblättern rumkrabbeln, wilde Truthähne, diverse Vögel – darunter einen wunderschönen Schneebussard.

Ich höre die Zauberworte «Achtung Puma». Der Puma schlendert nur zwei Meter neben uns auf dem Wanderweg durch und schaut uns ununterbrochen an. Unglaublich aber wahr. Durchatmen! Er verschwindet im Dickicht, schaut nochmals prüfend zurück – und weg ist die anmutende Katze. Wir sehen ihm noch eine Weile hinterher, versichern uns, dass er wirklich weg ist, laufen 200 Meter weiter – dann machen wir Freudensprünge. Dieses Gefühlt ist unbeschreiblich! Angst ist es nicht – aber unendlicher Respekt. Schliesslich sind wir in seinem Wald, auf seinem Weg, in seinem Revier unterwegs.

Nun geht es dem Strand entlang zurück Richtung Casa Corcovado. Am Strand finden wir Pumaspuren im Sand. Heute ist wohl Puma-Tag. Ausserdem können wir beobachten, wie die Pelikane im Meer fischen. Beim Rangerhaus, welches als Ein- und Ausgang des Parks dient, machen wir nochmals eine kurze Pause. Die Geier sind hier Touristen gewohnt und lassen sich gerne fotografieren. Weiter geht es Richtung Lodge dem Wanderweg entlang, zur Linken das Meeresrauschen und zur Rechten kleine Tümpel und Waldlichtungen. Ich bin in Gedanken noch ganz vertieft in die Katzenbegegnung und bin gedankenversunken etwas hinterher, als unser Guide sagt: «Achtung Puma». Diesmal sitzt einer auf dem Waldweg und verschwindet so schnell, dass mir nur noch ein Foto von der hübschen Rückseite gelingt.

Nach dem über fünfstündigen Wanderabenteuer geniessen wir die Abkühlung im Pazifischen Ozean mit dem wunderschönen pechschwarzen Sandstrand. Ein paar Spider Monkeys machen die Palmen am Strand unsicher. Wir beobachten die geschickten Akrobaten vom Meer aus.

Am Privatstrand der Casa Corcovado Lodge

Am Privatstrand der Casa Corcovado Lodge

Schnorchel-Ausflug zur Isla de Caño

Am nächsten Tag möchten wir den «Unterwasser-Regenwald» der Region entdecken. Die Isla del Caño liegt ca. 16 km westlich von der Osa-Halbinsel. Die Insel ist 3,2 km lang, maximal 1,5 km breit und hat eine Fläche von 3,0 km². Sie ist – neben der sagenumwobenen Kokosinsel – die grösste Insel Costa Ricas.

Nach einer 45-minütigen Bootsfahrt erreichen wir die Insel. Den geplanten Inselaufenthalt sagen wir wegen starken Regenfällen ab – wir wollen lieber gleich ins Wasser. Wir schnorcheln an einem Riff, an dem keine anderen Touristen sind. So eine intakte und faszinierende Unterwasserwelt habe ich nicht erwartet. In Punkto Weichkorallen kann die Isla de Caño nicht mit den Malediven mithalten – aber mit Unterwasserkreaturen allemal.

Unsere Beobachtungen während dem Schnorcheln in Isla de Caño: gepunkteter Adlerrochen gleich beim Reinspringen, zwei Weissspitzenriffhaie, Papageienfische, ein gepunkteter Meer-Aal, unzählige Riff-Fische, Steinkorallen, ein Riesenschwarm oranger Krill, Makrelen, riesige Schulen Fische sowie mindestens zehn Kugelfische in schwarz und gelb. Zum krönenden Abschluss können wir noch eine Schildkröte vom Boot aus beobachten wie sie Luft holt und dann wieder in der blauen Tiefe verschwindet.

Am nächsten Morgen ist unser Aufenthalt nach drei Nächten im Corcovado Nationalpark leider bereits zu Ende. Beim Auschecken versammeln sich einige Pärchen der Roten Aras auf dem Baum neben der Rezeption, um uns auf Wiedersehen zu sagen. Ich möchte gerne länger in diesem Paradies bleiben. Unsere Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen, uns wurden Abenteuer geboten und wir haben Neues entdeckt – so wie wir uns das gewünscht haben. Unser Entschluss steht fest – Wir kommen wieder.

Ein Roter Ara-Papagei

Ein Roter Ara-Papagei